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Claude-Oliver Rudolph - Künstler und Karateka?

Claude-Oliver Rudolph hat große Erfahrung im asiatischen Kampfsport: Schon als Neunjähriger begann er mit Judo und kämpfte sich beharrlich an die Spitze. Immerhin brachte er es in dieser Disziplin bis zum deutschen Meister. Auf diesen Lorbeeren ruhte Rudolph sich nicht aus und brachte es ein paar Jahre später im Allstyle-Karate zur deutschen Meisterschaft. Die Neugier auf die Vielfalt asiatischer Kampfsportarten führte zum nächsten Wechsel, dem zum Thai-Boxen.
Der Sport spielt eine große Rolle in Rudolphs Leben, er trainiert jeden Tag. Das verleihe ihm eine gehörige Portion Selbstbewusstsein, wie er versichert. Seine Devise? ,,Es kommt immer darauf an, was man daraus macht"", sagt Rudolph. Und er habe das Wissen um die Geheimnisse der Kampfkünste eben Gewinn bringend eingesetzt.

Der Mann, der sich mit Bond anlegte
Film-Bösewicht Claude-Oliver Rudolph arbeitet in Saarbrücken - Dabei ist die Schauspielerei nur ein Standbein des Künstlers

James Bond - wenn ich den Namen dieser Filmfigur höre, denke ich an das Casino in Monte Carlo, den Eiffelturm, die Bahamas, die Schweizer Berge. Wo sich Promis und Reichtum tummeln, jagt der britische Geheimagent Schurken. Schauplatz des jüngsten Bond-Films Die Welt ist nicht genug war allerdings der Kaukasus. Dort spielte Claude-Oliver Rudolph den russischen Schurken Akakievich - der Höhepunkt in Rudolphs Karriere. "Einen Bond zu spielen ist der Ritterschlag für einen Schauspieler. Man kann viel machen, mit den Größten der Welt drehen, aber man kann nur einen Bond drehen", sagt der breitschultrige Schauspieler mit dem Narbengesicht. Wir sitzen in einem kleinen Büro in St. Arnual. Auf dem Tisch steht ein türkisfarbener Computer-Monitor, der Blick fällt auf den Hinterhof. Hier arbeitet Claude-Oliver Rudolph, wenn er nicht dreht oder Theater spielt. Er ist "creative Producer" - Chefentwickler - bei Carpe diem, der Film-Produktionsfirma von Ex-Ministerin Barbara Wackernagel-Jacobs. Gerade gewann Carpe diem in New York einen internationalen Filmpreis, außerdem den Drehbuch-Preis der Film-Förderungsanstalt.

Als Rudolph 1993 in Saarbrücken den Max-Ophüls-Preis bekam, freundete er sich mit dieser Gegend an. Rudolph wuchs in Bochum auf. Und das Saarland erinnert ihn an seine Heimat. Als er hier einen Film mit Mario Adorf drehte, traf er sich immer wieder mit einem Makler und ließ sich leere Häuser zeigen. Jetzt lebt er schon seit sieben Jahren bei Metz.

Rudolph ist bekannt als Fiesling, Schläger, Zuhälter. Hier kommt ihm sein Narbengesicht ebenso zugute wie die Erfahrung im asiatischen Kampfsport. Er erzählt, wie er als Chinesen-Fiete in Der König von St. Pauli eine Bar auseinander nahm: "Das war echt und in der Totale gefilmt. Nicht geschnitten. Schnitt-Karate kann jeder." Für Leute wie Jean-Claude van Damme hat er nicht viel übrig: "Das sind Karate-Leute, die versuchen zu spielen. Ich bin Schauspieler, der was von Karate versteht."

Dabei sei Rudolph nur "aus Versehen" Schauspieler geworden. Sein Ziel: Regisseur. Mittelfristig wolle er zu 50 Prozent Regie führen und zu 50 Prozent spielen. Jüngst hat er mit Heiner Lauterbach den ARD-Zweiteiler "Der Verleger" abgedreht. In diesem Film, der das Leben von Axel Springer beschreibt, spielt Rudolph die deutsche Box-Legende Max Schmeling. Eines seiner nächsten Projekte ist die Verfilmung des Comics Sigurd. Dafür hat Carpe diem sich bereits die Rechte gesichert. Und Rudolph will Sigurds Freund Bodo spielen: "Das ist die Rache an meinen Eltern: Früher durfte ich ,Sigurd" nicht lesen, heute mache ich einen Film daraus."

Carpe diem hat auch die Rechte an einem unveröffentlichten Drehbuch von Klaus Kinski. Es heißt "Alles gedeiht in dieser Welt - nur die Liebe nicht." Das ist nach Rudolphs Worten "ein Rohdiamant". Und mit dem NDR will Rudolph die Biografie von Hans Albers verfilmen. "Wir geben richtig Gas in dieser etwas verschlafenen Region", sagt er. Heute spiele es keine Rolle mehr, wo man lebt. Früher seien Hamburg und München die Zentren der Filmindustrie gewesen. Rudolph wohnte mit seiner Familie lange in der Nähe von München, am Ammersee. Von dort sei er aus politischen Gründen weggezogen. In dem Dorf seien die Leute sehr rechts orientiert gewesen. "Das war nicht mehr schön."

In Saarbrücken und Lothringen fühlt sich die Familie dagegen wohl. Und auch die Sprache ist kein Problem: Rudolph hatte seine Frau Sabine von Maydell einst in Paris kennen gelernt. Und die 16-jährige Tochter Oona konnte bereits vor dem Umzug französisch. Sie besucht eine Schule in Saarbrücken. Wo Rudolph wohnt und arbeitet, weiß fast niemand. Und das ist seiner Meinung nach auch gut so: "Sonst stehen die ganzen Fans vor der Tür." Die Chancen, ihn dort anzutreffen, stehen allerdings schlecht: Im vergangenen Jahr war er gerade mal 46 Tage zu Hause. Sonst spielte er Theater.

In Zürich, Düsseldorf und Berlin. Auch dieses Jahr hat er einen vollen Terminkalender: Heute in Saarbrücken, morgen in Köln, nächste Woche in Paris. Fast wie James Bond . .

Die Filme
In folgenden Filmen hat Claude-Oliver Rudolph mitgespielt: "Tatort - Hetzjagd", "Das Boot", "Strommberg - die letzte Nacht", "Operation Leo", "Ungleicher Lohn", "Rote Erde", "Châteauvallon", "Die Reise", "Blinde Leidenschaft", "Kinder aus Stein", "Herbstmilch", "Ex und hopp - ein böses Spiel um Liebe, Geld und Bier", "Der schwarze Fluch - Tödliche Leidenschaften", "In uns die Hölle", "Der Schattenmann", "Der kalte Finger", "Alles nur Tarnung", "Tresko - Amigo Affäre", "Und tschüss - Ballermann olé", "Der König von St. Pauli", "Tatort - Bienzle und der Champion", "Liebe mich bis in den Tod", "Die drei Posträuber", "Polizeiruf 110 - Kleiner Engel", "Die Angst in meinem Herzen", "James Bond - Die Welt ist nicht genug", "Die Affäre Semmeling", "Der Verleger".

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